Allgemeine Bemerkungen zu schriftlichen Prüfungen
Sinnvolle Prüfungen erfüllen folgende Funktionen:
- Aus der Sicht der Kandidaten: Prüfungen sind ein
Anreiz für sinnvolles und nachhaltiges Lernen.
- Aus der Sicht der Gesellschaft: Ein Zeugnis über eine
Prüfung bezeugt eine gewisse Qualifikation, und das
ohne zeitliche Begrenzung.
- Aus der Sicht der Lehrenden (von nachgeordneter Wichtigkeit,
aber dennoch erwähnenswert): Die Prüfung ist eine wertvolle
Information über die Früchte des Unterrichts.
Jeder Prüfer mit langjähriger Erfahrung und intaktem Reflexionsvermögen
kann bestätigen, wie schwierig es vor allem bei schriftlichen Prüfungen
ist, die oben genannten Kriterien sicherzustellen. Hauptprobleme sind
(neben der Vermeidung von Schwindeleien), dass auswendig gelernte
Merksätze (bei theoretischem Stoff) und gedrillte Rezepte
(bei Rechenaufgaben) oft verständnislos wiedergegeben
bzw. exekutiert werden.
Wenn das allein schon ein Bestehen der Prüfung ermöglicht, sind alle drei oben
genannten Kriterien verfehlt. Noch schlimmer wird die Sache freilich,
wenn sich Schikanen zu Ungunsten der Kandidaten entwickeln.
Wer den Stoff in seinen wesentlichen
Zügen versteht, soll nicht im Stress der Prüfungssituation Gefahr laufen
zu scheitern, nur weil etwa in komplizierten
Rechenaufgaben Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, die
zu zeitraubenden Irrwegen führen.
Nimmt man seine Aufgabe als Prüfer ernst, so hat man diesen Gefahren
gegenzusteuern. Ein beträchtlicher Aufwand an Zeit wie auch an
inhaltlichen Überlegungen beim Zusammenstellen der Prüfungsfragen
scheint mir dabei unvermeidlich. Ich halte folgende
Methoden für zielführend:
- Verzahnung von theoretischen und rechnerischen Aufgabenteilen
- Relativ geringer rechnerischer Aufwand (längere Rechnungen sind in den
Übungen am Platz, nicht bei einer Vorlesungsprüfung); dafür soll es Teil der
Aufgabe sein, zur richtigen Methode zu greifen.
(Auch im wirklichen Leben kommt es weniger auf technische Virtuosität
an als auf die realistische Einschätzung eines Problems sowie
auf die richtigen Entscheidungen bei der weiteren Vorgangsweise.)
- Aus einem ähnlichen Grunde ist das Wiedererkennen von
bekannten Situationen auch unter einem noch ungewohnten Blickwinkel
wertvoller als die automatenhafte Ausführung von Algorithmen
in sehr speziellen aber gedrillten Situationen.
(Auch für den Fall von Prüfungen für zukünftige Informatiker sei betont:
Automaten sollen verstanden und untersucht,
nicht aber von Menschen imitiert werden.)
Gegenüber der Perfektionierung einiger weniger, nicht repräsentativer
Rechenkunststücke bevorzuge ich entsprechend Aufgaben, die in
technischer Hinsicht relativ einfach, dafür aber in leichter,
gelegentlich noch ungewohnter Einkleidung gestellt sind.
- In der Mathematik geht es primär um Objekte wie Zahlen,
geometrische Gebilde, algebraische Strukturen etc. und nur
sekundär um Symbole wie Ziffern u.ä., welche nur selten mehr sind
als Instrumente zur Beschreibung der primären Objekte.
Entsprechend sind in der Mehrzahl der Fälle (aber nicht nur!)
inhaltliche (semantische) Fragen das eigentliche Anliegen. Damit
verbundene syntaktische Manipulationen fungieren dabei meist
als (oft jedoch unverzichtbares) Mittel zum Zweck.
- Vergleichsweise großes Gewicht lege ich auf sprachliche Aspekte,
insbesondere auf sinnerfassendes Lesen. So banal dies auf den ersten
Blick erscheint, aber vor allem in der Mathematik werden Aufgabenstellungen,
die nicht nur aus Imperativen wie "man berechne" u.ä. bestehen,
oft als ungewohnt empfunden. Stellen Sie sich darauf ein, dass es bei
meinen Prüfungsaufgaben oft sehr vorteilhaft ist, wenn man mit
(in logischer Hinsicht, nicht was den Wortschatz betrifft!) etwas
komplizierteren Texten keine Schwierigkeiten hat.
In besonderem Ausmaß gilt dies fürs Lehramtsstudium, weil der Lehrberuf ja
besonders hohe Anforderungen auch an die aktive Sprachbeherrschung stellt.
- Bisher habe ich bei schriftlichen Prüfungen nur in Ausnahmefällen
Beispiele wörtlich von früheren Prüfungen übernommen.
Ich möchte das weiterhin so halten. Was die Auswahl der
Themen betrifft, werden sich aber vor allem die
wichtigsten Stoffgebiete häufig wiederholen.
- Ein aussagekräftiger Test, ob Prüfungsfragen sinnvoll sind,
ergibt sich, indem man fragt: Als wie schwierig wird die Prüfung
von Fortgeschritteneren empfunden, die aber nichts mit
der speziellen, von mir gehaltenen Lehrveranstaltung
zu tun haben? Solche Personen sollten die Prüfung als relativ leicht
empfinden. Denn sie kennen kaum die unwichtigen Details des
Prüfungsstoffs, empfinden die fundamentalen und wesentlichen Inhalte
aber als Selbstverständlichkeit. Umgekehrt soll die Prüfung aber nur den
besten der tatsächlichen Kandidatinnen und Kandidaten als trivial
erscheinen.
- Sie können auf dieser Seite meiner homepage Musterprüfungen wie auch
Angaben von einigen tatsächlichen Prüfungen finden. Durch die Bekanntgabe von
Prüfungsaufgaben versuche ich, Ihre Vorbereitung auf die
Prüfung in mir sinnvoll erscheinende Bahnen zu lenken. Aus einem ähnlichen Grunde
habe ich einige Prüfungsfragen geringfügig verändert, nämlich wenn ich mir
dadurch einen besseren Lerneffekt verspreche.
- Der Prüfungsstoff orientiert sich stets an der zuletzt von mir gehaltenen
Vorlesung. Eventuell sind aktuellen
Skripten
genauere Informationen zu entnehmen.
- Zu den einzelnen Lehrveranstaltungen folgen auch noch speziellere Hinweise.
- Wenn mir (meist im Zuge des Korrigierens schriftlicher Prüfungen)
missverständliche Formulierungen oder gar Fehler in der Aufgabenstellung auffallen,
lasse ich das stets in die Beurteilung einfließen, damit Missgeschicke meinerseits
nicht den Kandidatinnen und Kandidaten zum Nachteil gereichen.
- Bemerkungen zur Mathematik für Bau- und Umweltingenieurwesen:
Unterlagen zur Vorlesung Mathematik 1 finden Sie
hier,
zu Mathematik 2
hier.
Arbeiten Sie zuerst diese Unterlagen durch. Einige ergänzende Bemerkungen
für den Fall, dass Sie die Vorlesung nicht bei mir gehört haben, aber trotzdem
gerne abschätzen würden, ob sich meine Art zu prüfen unterscheidet von dem,
was Sie bisher gewohnt waren:
Längere Beweise prüfe ich nicht, einfache Schlussweisen, wie sie als Teile
von Beweisen häufig vorkommen, sollten Ihnen aber geläufig sein.
Diese eignet man sich meines Erachtens am besten an,
indem man sich bemüht, wenigstens passiv, d.h. lesend
möglichst den gesamten Stoff aus den Unterlagen zu verstehen.
„Möglichst“ heißt dabei, dass Sie sich an einzelnen unklaren Stellen
nicht zu lange aufhalten, sondern zunächst weitergehen sollen.
Erst wenn solche unklaren Stellen zu häufig werden, wäre das problematisch.
Bedenken Sie beim Lernen die allgemeinen Gesichtspunkte,
die ich weiter oben formuliert habe. Erst wenn Sie meinen, diese Hauptarbeit der
Vorbereitung erfolgreich erledigt zu haben, scheint es mir sinnvoll, dass Sie
sich daran machen, sich selbst zu testen. Behandeln Sie für Mathematik 1
am besten zunächst die
Musterfragen, um ein Gefühl für meinen Prüfungsstil zu entwickeln.
Beachten Sie dabei, dass nicht alle Musterfagen als Prüfungsfragen geeignet sind,
vor allem wenn sie bei der Bearbeitung zu viel Zeit erfordern würden.
Die hier verfügbaren Musterfragen habe ich während des Wintersemesters 2013/14
ausgearbeitet, als ich die Vorlesung erstmals hielt und noch keine Prüfungen aus
früheren Jahrgängen verfügbar waren. Sie sind gedacht als Hilfe bei der Vorbereitung
auf die Prüfung, aber eben nicht unbedingt selbst als Prüfungsfragen.
Deshalb empfiehlt es sich (das gilt für Mathematik 1 und 2), schließlich auch einige
tatsächliche Prüfungen aus der Vergangenheit unter möglichst prüfungsähnlichen
Bedingungen durchzuarbeiten, d.h.: Geben Sie sich ein Zeitintervall
von 90 Minuten vor, in dem Sie einen bestimmten Prüfungstermin bearbeiten
wollen, und lesen Sie die Angabe erst zu Beginn dieses Zeitintervalls durch.
Auch bei der Prüfung selbst sind Sie ja mit Ihnen noch unbekannten Aufgaben
konfrontiert. Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Antworten korrekt sind, können Sie
eine meiner Sprechstunden in Anspruch nehmen bzw. mich rechtzeitig vor der
Prüfung kontaktieren. Wenn es mehrere Interessenten gibt, versuche ich
einen Sammeltermin zu finden.
Die „Lösungen“, die ich einigen Prüfungen beigefügt habe, sind in vielen Fällen
nicht die einzig möglichen. Im Falle von Fehlern bin ich für Hinweise dankbar.
- Mathematik 1 für Bau- und Umweltingenieurwesen (BUI), siehe auch obige Bemerkungen.
Achtung: Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Prüfungen am 28.1. und 2.2. „Online“ (das heißt nicht in Präsenz im Hörsaal, sondern im Rahmen von Videokonferenzen) stattfinden. Das bedeutet geringfügige Einschränkungen bei der Zusammenstellung der Prüfung mit der Konsequenz, dass diese Prüfungstermine nicht zu 100% repräsentativ für Prüfungen unter normalen Bedingungen sind.
Die nächste Prüfung zur Mathematik 1 f BUI bei mir findet voraussichtlich im April oder Mai 2021 statt (möglicherweise nochmals Online), danach wieder im Jänner 2023.
- Mathematik 2 für BUI, siehe auch obige Bemerkungen.
Der aktuelle Prüfungsstoff geht hervor aus der Ausgabe des
Skriptums (Version vom Februar 2019),
berichtigt durch eine
Liste mit Druckfehlern, sowie dem
Vorlesungstagebuch.
Die nächste Prüfungstermine: WS 2021/22.
- Algebra für Technische Mathematiker: Ab Sommersemester 2020 gibt es nur
mehr einen mündlichen Prüfungsteil
- Mathematik 1 für Informatiker und Wirtschaftsinformatiker (letzte Vorlesung
vor mehreren Jahren, daher bis auf weiteres keine Prüfungen mehr):
- Analysis für Lehramtskandidaten (letzter Vorlesungszyklus vom Wintersemester
2011/12 bis zum Wintersemester 2012/13; voraussichtlich keine
Prüfungen mehr):
Abschließend noch ein paar Bemerkungen zur Benotung.
Wenn nicht anders angegeben, werden alle Teilfragen in einer
Prüfung mit jeweils einem Punkt gleich gewichtet.
Die kleinste Einheit für teilweise richtige Antworten ist ein
viertel Punkt. Eine positive Note ist ab der Hälfte der Punkte
garantiert, die besseren Noten ergeben sich durch gleichmäßige
Aufteilung des darüber liegenden Bereichs also:
Genügend ab 50%, Befriedigend ab 62,5%, Gut ab 75%, Sehr Gut ab 87,5%.
Wenn es mir sinnvoll erscheint (z.B. bei etwas schwierigeren
Prüfungsfragen, weil das Prüfungsergebnis eine leicht
verschobene Grenzziehung nahelegt oder bei der allerersten Prüfung,
um den Nachteil des möglicherweise Ungewohnten auszugleichen)
weiche ich von diesem Schema ab, nur jedoch zugunsten der Prüflinge.
Für Rückmeldungen bin ich sehr dankbar. Insbesondere wenn Sie
meinen, dass ich bei gewissen Prüfungen gewisse der
von mir formulierten Ziele und Anliegen verfehle, lassen Sie
es mich bitte wissen.
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Zuletzt geändert am 3.2.2021